Sehr verehrtes Publikum, liebe Festspielgäste,
als wir vor zwei Jahren begannen, das Thema für das diesjährige Festival zu finden und unser Programm zu entwickeln, war nicht abzusehen, wie sehr die Gesellschaft der Stimme der Kultur und der verbindenden der Musik bedürfen würde.
Wir blicken zurück auf zwei Jahre voller Entbehrungen und Rückschläge; zwar waren alle Menschen durch die Pandemie miteinander verbunden wie fast nie zuvor, dennoch drohte die Gesellschaft selten so zu entzweien.
Deshalb ist es notwendiger denn je, in dieser Zeit kulturenverbindend musikalische Brücken zu bauen, musikalisch einen Bogen zu spannen zwischen Orient und Okzident. Wir möchten neue kulturelle Orientierung geben, wieder träumen lassen und aufmerksam machen darauf, dass die Bevölkerung weltweit seit jeher eine Sache eint: das Grundbedürfnis nach Kultur.
Orientations/Orientierungen ist in diesem Jahr der Leitgedanke unseres Programms. Das Verb »orientieren« bedeutet laut Duden »die richtige Richtung finden, sich zurechtfinden«, das französische Verb »orienter« wird auch mit »richtig halten, etwas ausrichten, auf etwas richten oder lenken« übersetzt.
So wollen wir in dieser Festspielsaison den Blick richten auf die Musik aller Kulturen und miteinander in die eine Richtung aufbrechen zu einem gemeinsamen kulturellen Neustart.
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Schon Johann Wolfgang von Goethe setzte sich 1819 mit Orient und Okzident auseinander und sah – seiner Zeit weit voraus – dass sich beide Pole gegenseitig bedingen, dass das eine ohne das andere nicht denkbar ist.
Wer sich selbst und andre kennt,
wird auch hier erkennen:
Orient und Okzident
Sind nicht mehr zu trennen
Aus »West-östlicher Divan«Sinnig zwischen beiden Welten
Sich zu wiegen, lass' ich gelten;
Also zwischen Ost und Westen
Sich bewegen sei zum Besten!Das diesjährige Programm nimmt den Begriff »Orientierungen« als Leitfaden für all seine Konzerte und lässt das Publikum – um es mit Goethes Worten zu sagen – sinnig wiegen zwischen diesen beiden Welten.
Unser herzlicher Dank gilt an dieser Stelle Gerhard Richter. Unsere Festspielthematik wurde entscheidend inspiriert von den Fenstern Gerhard Richters in der Benediktinerabtei zu Tholey (Saar), in denen ein Betrachter ebenso orientalische Ornamente wie christliche Symbole erspüren könnte. Unserem Anliegen in unserer grafischen Ausarbeitung des Festivals ein Motiv aus ebendiesen Fenstern verwenden zu dürfen, wurde von Gerhard Richter selbst entsprochen.
Mit herzlichstem Dank und großer Freude möchten wir uns daher mit diesen Zeilen an einen der bedeutendsten Künstler der Gegenwart wenden; wir fühlen uns durch diese Kooperation besonders ausgezeichnet und geehrt. Durch diese entstandene Verbindung von Kunst und Musik sind wir dem Ziel des diesjährigen Festivals, viele unterschiedliche Menschen verschiedener Kulturen in Musik vereint zusammenzubringen, ein entscheidendes Stück weitergekommen.Darüber hinaus möchten uns auch bei all denen bedanken, die an der Vorbereitung der Musikfestspiele mit großem Engagement und Enthusiasmus mitgearbeitet haben. Die Vorfreude all unserer Künstler, die Unterstützung unserer Spender und Sponsoren und nicht zuletzt der große Zuspruch unseres Publikums haben uns die Hürden der letzten zwei Jahre nehmen lassen und uns Motivation zur Vorbereitung dieser Saison gegeben.
Wir und das Team der Musikfestspiele wünschen Ihnen unvergessliche Momente bei den Konzerten der Musikfestspiele 2022!
Ihr Bernhard Leonardy und Ihre Eva Karolina Behr