Sehr verehrtes Publikum, liebe Festspielgäste,
Im Jahr des 75-jährigen Jubiläums des europäischen Gedankens und der Ratspräsidentschaft des Saarlandes, welche mit einem großen Einheitsfest in Saarbrücken zum Tag der Deutschen Einheit endet, laden die Musikfestspiele Saar zu einem großartigen Fest der »Einheit, Vielfalt und Freiheit« im Mai und Juni 2025.
Die Musikfestspiele bündeln all ihre »schöpferischen Anstrengungen« und feiern mit einem grenzüberschreitenden Paukenschlag die Deutsche Einheit und den europäischen Gedanken mit Spitzenorchestern, hochkarätiger Kammermusik, jungen Konzepten, neuen Formaten und Projekten für Kinder, Jugendliche und Familien.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch und wünschen Ihnen unvergessliche Momente bei den Konzerten der Musikfestspiele 2025!
MehrSehr geehrtes Publikum, liebe Festspielgäste
als der französische Außenminister Robert Schuman am Nachmittag des 9. Mai 1950 um 18 Uhr im Uhrensaal des Quai d’Orsay in Paris die nach ihm benannte Erklärung verlas, befand sich Europa nach den Düsternissen des 2. Weltkrieges immer noch in einer sehr verunsicherten Lage, deren Heilungsprozess gerade erst begonnen hatte. Erste Schritte in Richtung deutsch-französische Aussöhnung waren gemacht – Ludwigsburg und Montbéliard begründeten in diesem Jahr die erste von später insgesamt 2.000 deutsch-französischen Städtepartnerschaften und erste Sprachprojekte wurden gefördert. Nun sollte laut Schuman der Grundstein für eine enge wirtschaftliche Zusammenarbeit gelegt werden.
1963 folgte dann als weiterer wichtiger Schritt der Elysée-Vertrag, der als Freundschaftsvertrag zwischen Deutschland und Frankreich in die Geschichte einging, weltweit als Zeichen der verstärkten Annäherung auf politischer, gesellschaftlicher sowie wirtschaftlicher Ebene galt, unser Bundesland dadurch auch stärker in die Pflicht nahm und in Folge auch die europäische Gemeinschaft stärkte.
Erst 1991 – nach dem Fall des Eisernen Vorhang – war dann endlich auch die Aussöhnung mit Polen möglich, die am 17. Juni 1991 in Bonn besiegelt und am 29. August durch Hans-Dietrich Genscher, Roland Dumas und Krzysztof Skubiszewski in Weimar als Weimarer Dreieck gefestigt wurde. »Das Treffen hat in einem Klima des europäischen Aufbruchs und der Freude über die Überwindung der Teilung Europas und Deutschlands begonnen«, sagte Genscher Jahre später.
In diesem Jahr feiern wir das 75-jährige Jubiläum dieser europäischen Bewegung und viele fragen in Anbetracht der gegenwärtigen Entwicklung in Europa – aber auch in Deutschland – , was davon übriggeblieben ist und wie das Gefühl des europäischen Aufbruchs und der Freude wieder erlebbar gemacht werden kann.
Wir als Kulturschaffende möchten aber auch noch in eine andere Richtung denken. Uns verfolgt die Idee, mit diesem Festival eine neue, große Chance aufzuzeigen, uns mit diesem auf einem Miteinander und gemeinsamer Kreativität aufbauenden Festival im Zusammenwirken gerade auch vieler internationaler Künstler als ein nach vorne blickendes und zukunftsfähiges Land neu zu positionieren. Mit einem solchen Leitbild Europa »In varietate concordia – In Vielfalt geeint« möchten wir unsere Region gemeinsam mit Ihnen, liebes Festivalpublikum, als ein weltoffenes Bundesland eines gelebten europäisch-kulturellen Geistes in dieser Welt verfestigender Blöcke neu verorten.
In der einjährigen Ratspräsidentschaft des Saarlandes, in der unser Bundesland vor allem auch kulturell im Scheinwerferlicht bundesdeutscher Berichterstattung steht und welche mit einem großen Einheitsfest in Saarbrücken zum Tag der Deutschen Einheit 2025 endet, nehmen die Musikfestspiele dieses besondere Ereignis zum Anlass, all ihre »schöpferischen Anstrengungen« (Schuman) zu bündeln und mit einem Paukenschlag die Deutsche Einheit und den europäischen Gedanken zu feiern unter dem Motto:
EINHEIT
FREIHEIT
FREIFALT
VIELFALT
VIELHEIT
Jeder von Ihnen, der schon einmal in einem Chor gesungen oder einem Orchester gespielt hat, weiß, was es heißt, eine Einheit zu sein: gänzlich im Klang aufzugehen, mit anderen zu verschmelzen und ein Gefühl der Zusammengehörigkeit zu erleben. Einheit wird definiert als eine in sich geschlossene Ganzheit und Verbundenheit. Beim Musizieren ist sie essenziell. Doch nur durch den solistischen individuellen Anteil eines jeden Musikers, die Vielfalt eines jeden einzelnen Individuums und den unverwechselbaren Klang einer jeden Stimme, ist Freiheit im künstlerischen Ausdruck möglich. Es braucht also beides: die Vielfalt eines jeden einzelnen als auch seine Bereitschaft für die Einheit.
Was in der Musik über alle Kontinente hinweg selbstverständlich ist und seit Jahrhunderten funktioniert, scheint in unseren gegenwärtigen Zeiten keine Selbstverständlichkeit zu sein. Wir teilen Menschen in diese und jene, in Junge und Alte, in Deutsche und Zugewanderte und eben auch immer noch in Ostdeutsche und Westdeutsche. Was also in der Musik weltweit funktioniert, gelingt im täglichen Miteinander nicht immer.
Diese jahrhundertealten Grundprinzipien der Musik möchten die Musikfestspiele in der kommenden Saison unüberhörbar zu Klingen bringen. Mai und Juni 2025 werden zu Monaten der Einheit, Vielheit und Freiheit und einem großen Fest auf den europäischen Gedanken mit einem spannenden Programm mit Spitzenorchestern, hochkarätiger Kammermusik, witzigen wie spritzigen Projekten und Konzerten für Kinder und Jugendliche. Auch ein Ausflug in die Virtual Reality erwartet unsere Besucher.
Mit der Lang Lang-Foundation konnte ein weltweit agierendes Projekt zur Förderung junger Nachwuchstalente gewonnen werden, die erstmals hier zu hören sein werden; 135 energiegeladene MusikerInnen des südamerikanischen Jugendorchesters Neojibá werden dem Großen Haus des Staatstheaters mächtig einheizen und die neu gegründete Ballett-Kompagnie der Pariser Oper feiert ihre Weltpremière bei uns! Als einer der Höhepunkte erwartet Sie das Friedenskonzert zum Albert Schweitzer-Jubiläum und ein Konzert mit dem weltberühmten City of Birmingham Symphony Orchestra. Mit Moment Concerts im Container kehren wir zum Kern der Kommunikation, dem Dialog, zurück, mitten im Herzen unserer Landeshauptstadt, den Campus unserer Universität beschallen wir zu einem universalen Erlebnis für alle.
Darüber hinaus steht die Kooperation mit der Stadt Zwickau, der Geburtsstadt Robert Schumanns, Pate für eine Einwärts-Reihe, die Ensembles aus den ostdeutschen Bundesländern hier zu uns einlädt und die Vielfalt dieser wunderbaren Kulturhauptstadt-Region genauer unter die Lupe nimmt.
Unsere herzlichste Einladung gilt in diesem Jahr Ihnen, unserem Publikum, zur Mitwirkung in unserem neu gegründeten Bürgerorchester, ein Mitmachorchester für alle, die ein Instrument spielen, Lust haben mit anderen gemeinsam zu musizieren und bei den Musikfestspielen auf der Bühne zu stehen!
Es erwartet Sie also ein vielfältiges Programm, das für jede und jeden etwas bereithält. Wir freuen uns schon jetzt auf zwei Monate voller kulturellem Hochgenuss im Schulterschluss mit der von Robert Schumans geforderten gesellschaftlichen Verantwortung.
Auch in diesem Jahr möchten wir an dieser Stelle unseren herzlichsten Dank gegenüber all denjenigen aussprechen, die uns unterstützen und die an der Vorbereitung der Musikfestspiele mit großem Engagement und Enthusiasmus mitgearbeitet haben. Ein großer und aufrichtiger Dank gilt hier den großen, den neuen aber auch den vielen kleinen Sponsoren, bei denen unser Anliegen »Zusammenführendes« zu schaffen auf ein hörendes Herz stoßen konnte. Der Zuspruch unserer Künstler, Förderer und der Zuspruch von Ihnen, unserem großartigen Publikum, ist uns Katalysator, jedes Jahr aufs Neue ein spannendes, mitreißendes wie brückenbauendes Programm zu gestalten. Der saarländischen Landesregierung sei Dank gesagt für ihre wertschätzende Unterstützung.
Wir laden auch alle, die diese Broschüre der Einheit und Vielfalt in den Händen halten, herzlich ein, sich unserer Idee und unserem fast 1000 Personen zählenden Förderverein anzuschließen, denn auch hier gilt: Gemeinsam können wir alle mehr erreichen und einen größeren Beitrag leisten, die Kultur in Europa zu schützen und erlebbar zu machen.
Wir und das Team der Musikfestspiele wünschen Ihnen unvergessliche Momente bei den Konzerten der Musikfestspiele 2025!
Ihr Bernhard Leonardy und Ihre Eva Karolina Behr
»Der Friede der Welt kann nicht gewahrt werden ohne schöpferische Anstrengungen, die der Größe der Bedrohung entsprechen.«
Robert Schuman
»Europa ist grenzenlos vielfältig. Wenn man alle Farbpigmente vermischt, bekommt man etwas, das keine Farbe mehr ist. Auch Europa hat einen starken Grau-Ton, aber nicht, weil es arm an Farben wäre, im Gegenteil, es ist der Kontinent der United Colours. Es quillt über vor Eigenschaften, es platzt vor Eigentümlichkeiten und Marotten.«
Peter Sloterdijk
»Die Wahrheit hat keine Stunde. Ihre Zeit ist gerade dann, wann sie am unzeitgemäßesten erscheint.«
Albert Schweitzer